Kapitel 9 – Ob das Gute eine Chance hat (und was die Moral von der Geschichte ist)

Wie kann sich Nettigkeit in einer feindlichen Umwelt durchsetzen? Wird sie auf Dauer nicht notwendig ausgemerzt? Hat überhaupt das Gute eine Chance? Und was ist das denn eigentlich das „Gute“? Weitereichende Frage… Kapitel 9 versucht sich an vorläufigen Antworten.

Ob und wie sich Nettigkeit in einer feindlichen Umwelt durchsetzen kann, hat Robert Axelrod von der University of Michigan bereits in den 1980er Jahren untersucht. Das folgende Buch von ihm ist immer noch äußerst lesenwert und aktuell:

Axelrod, R. (2009). Die Evolution der Kooperation. 7. Auflage. Oldenbourg, München 2009.

Es gibt zahlreiche populärwissenschaftliche Darstellungen der Arbeiten von Axelrod, zum Beispiel diese hier:

http://www.spektrum.de/magazin/das-einmaleins-des-miteinander/822463

Der Biologie-Professor Robert Sapolsky von der Stanford University gibt in diesem Clip ein paar schöne Beispiele für die Bedeutsamkeit von Tit-for-Tat in der Tierwelt:

Ich verweise in diesem Kapitel auch die Diskussion um das angemessene Menschenbild (vor allem in den Wirtschaftswissensschaften): Ist der Mensch ein Homo Oeconomicus, der rational und egoistisch allein seinen Vorteil sucht? Viele ökonomische Modelle gehen jedenfalls von dieser Grundannahme aus.

Hier Video aus dem Jahr 2011 mit dem Schweizer Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr darüber, warum die Vorstellung des Homo Oeconomicus unzureichend ist:
http://www.srf.ch/player/tv/eco/video/ernst-fehr-der-mann-der-die-oekonomie-aus-den-angeln-hebt?id=9037510c-7e50-4b1a-9cff-ca2b10f38f79

Wie bedeutsam dieser Streit um das richtige Menschenbild ist, kann man auch in dieser Titelgeschichte des Magazins The Economist nachlesen:

What went wrong with economics?

Es gibt eine Alternative zum Homo Oeconomicus: Den Homo Reciprocans. Schon im Tierreich nämlich findet sich der Sinn für reziprozitätsbasierte Fairness.

Einige Berühmtheit haben die Arbeiten des Biologen Frans de Waal erlangt. Hier schildert er seine Fairness-Studie mit Kapuzineräffchen und zeigt Videoaufnahmen von diesem Experiment:

De Waal hat übrigens auch ein wirklich tolles Buch über seine Forschung zur Moral von Primaten geschrieben, das sich an ein allgemeines Publikum richtet:

De Waal, F. (2011). Primaten und Philosophen – Wie die Evolution die Moral hervorbrachte. München: Deutscher Taschenbuch Verlag

 

Hier ein weiteres interessant Video zu Fairness bei Tieren:

Schimpansen zeigen faires Verhalten sogar im Ultimatum Spiel, wie hier zu sehen ist:

Der Sinn für Fairness ist nicht nur unseren nächsten Verwandten im Tierreich gemein, auch andere Spezies sind mit ihm ausgestattet. So auch Hunde.

Nun könnte man argumentieren, dass der besondere Sinn für Farness von Hunden daher rührt, dass sie domestiziert worden sind – sie sind gewissermaßen besonders gut erzogen. Dieses Argument würde der evolutionären Sicht widersprechen. Dass es aber wohl wahrscheinlich falsch ist, zeigt eine jüngste Studie, die belegt, dass nicht nur (die domestizierten) Hunde, sondern auch Wölfe über einen ähnlich starken Fairnesssinn verfügen. Hier nachzulesen:

http://www.smithsonianmag.com/smart-news/wolves-and-dogs-both-have-sense-fairness-180963638/

 

 

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